Die Bahn ausgetrickst

Die Bahn ausgetrickst

Nicht wirklich freiwillig, aber da mich meine Erkältung doch heftigst niedergestreckt hat, konnte ich gestern nicht fahren. Ich hatte Fieber und damit konnte und wollte ich mich nicht in diese klimatisierten Züge setzen, die ich eh im Verdacht habe, mit Verursacher zu sein, denn ich habe mich darin schon am Dienstag nicht wohl gefühlt.

Nun war ich gerade beim Doktor und bin bis einschließlich morgen krank geschrieben. Mittwoch habe ich Urlaub und für Mittwoch abend habe ich die Rückfahrkarte. Da hoffe ich dann, das ich irgendwie nach Stuttgart komme, vielleicht sogar mal ohne Verspätung, die der Zug gestern auch schon wieder mächtig hatte, wie mir der Verspätungsalarm dauernd auf’s tablet piepste, während ich schwitzend im Bett meinen Krimi gelesen habe.

Auch wenn ich schon lieber gefahren wäre, bin ich wenigstens die Sorge los, wie ich morgen nach Hamburg komme. So hat eben alles immer zwei Seiten. Die einzige Unwägbarkeit bleibt nun die Fahrt am Mittwoch, aber irgendwie werde ich wohl nach Stuttgart kommen.

Wenn ich schon nicht in Stuttgart bin, lese ich wenigstens einen Stuttgarter Krimi, den ich aber auch jedem anderen empfehlen kann, der Krimis mit Tiefgang mag: Wolfgang Schorlau, Die blaue Liste, der erste von 7 Fällen für Ex-BKA Polizist Dengler, der nun als Privatermittler seine Brötchen verdient.

Die Blaue Liste – Georg Denglers erster Fall
Am 21. April 1991 wird Detlef Carsten Rohwedder, Präsident der Treuhandgesellschaft, erschossen. Seinem Tod folgen eine drastische Kurskorrektur und der Ausverkauf des Ostens. Sechs Wochen nach dem Attentat stürzt die vollbesetzte Boeing 767-300 ER der Lauda Air über dem Dschungel Thailands ab; 223 Menschen sterben. Seit diesem Tag kennt der allgemeine Sprachgebrauch den Begriff »Schubumkehr«. Im Juni 1993 wird das RAF-Mitglied Wolfgang Grams auf dem Bahnhof von Bad Kleinen erschossen. Fast zehn Jahre nach seinem Tod behauptet das Bundeskriminalamt, er sei am Tatort des Mordes an Rohwedder gewesen. Tatsächlich wurden alle drei »Geschehnisse« nie wirklich aufgeklärt.

Georg Dengler ist im Unfrieden vom BKA geschieden. »Private Ermittlungen« steht jetzt auf seiner Visitenkarte, und sein erster Fall verspricht leicht verdientes Geld zu werden. »Es geht um meine Freundin«, sagt der Anrufer. »Ihr Vater kam vor zwölf Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Merkwürdig ist nur, er rief sie vorher an und sagte, er habe die Maschine verpasst. Forschen Sie ein bisschen nach und schreiben Sie einen Bericht, damit sie wieder ruhig schlafen kann«. Der Vermisste ist Mitarbeiter der Treuhand und Verfasser der »Blauen Liste« – des Dokuments, das der Deutschen Vereinigung einen völlig anderen Weg wies …

»Wenn Polizei, Justiz und Politik versagt haben, muss es den Geschichtenerzählern erlaubt sein zu sagen: Es ist nur eine Geschichte, aber vielleicht war es so.«, schreibt Wolfgang Schorlau im Nachwort.

»Wolfgang Schorlau hat einen Detektiv erfunden, der an den Säulen der Gesellschaft sägt.« Neue Ruhr Zeitung

Ich hab ihn schon fast durch und werde mich dann über den zweiten Fall hermachen, denn ich werde den Rest des Tages mehr oder weniger untätig auf dem Sofa bleiben und meine Matschbirne pflegen.

8 Gedanken zu „Die Bahn ausgetrickst

  1. Natürlich wünsche ich Dir gute Besserung, möchte aber auch Danke für diesen Lesetipp sagen. Das hört sich sehr interessant an – und ich vermute, als Leser wird man vielleicht manchmal etwas wütend? Da scheint ja ne Mengen nicht ganz so weit entfernte Politik drinnen zu stecken.
    Liebe Grüße von
    Elvira

    1. Den ersten Fall habe ich durch, ja, manchmal bleibt einem wirklich ein Kloß im Hals stecken. Die Krimis sind wohl alle auch sehr politisch, bis hin zu Stuttgart 21, wo auch der Autor im realen Leben sehr aktiv ist.

  2. Ich drück dann mal die Daumen, gleich für mehrere Dinge. Zuerst wirst du mal wieder richtig gesund, dann wünsche ich mir, dass du zügig und unbeschadet nach Stuttgart kommst und dass du bald wieder in deinem geliebten Hamburg bist.

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