Die Neckar-Hanseatin

Nach einem trüben Drömelsonntag ist nun auch dieses Wochenende fast überstanden. Und genau das gefällt mir nicht. Entweder ich bin auf Achse oder ich überstehe die Wochenenden irgendwie. Das erste ist auf Dauer anstrengend, zumal ich ja in der Woche nicht gerade Müßiggang pflege und zweiteres ist auch wenig befriedigend. Mir fehlt im Moment deutlich der Elan, den ich noch in Regensburg hatte, wo ich ja wirklich viel unterwegs war. Aber so richtig hab ich hier auch keine Ideen, wohin. Womit ich nicht sagen will, das es hier keine schöne Ecken zu erkunden gibt. Wobei ich das Gefühl habe, man muß halt immer raus aus dieser Stadt. Ein Stadtbummel wie in Regensburg, ist hier einfach unattraktiv. Wie sagte vorgestern ein Kollege: Stuttgart ist zweckmäßig. Nicht schön, aber zweckmäßig. Ehrlich gesagt, finde ich nicht mal das.Wer hätte das gedacht, aber da vermisse ich doch glatt Regensburg manchmal, wo man auch ohne großen Plan einfach durch die schöne Altstadt bummeln konnteDie Karte habe ich vorgestern noch gebucht. Ausnahmsweise mal Zug fahren, aber für 90 Euro (ich habe ja inzwischen eine Bahncard)  komme ich mit dem Auto nicht hin- und zurück (außer ich nehme Mitfahrer mit) und ich kann die Zeit intensiver nutzen, denn ich fahre Sonntag erst abends los und bin dann kurz vor 1 Uhr nachts in Stuttgart. Das heißt, wir haben noch den ganzen Sonntag zusammen. Den Tatort kann ich ja dann via tablet im Zug gucken 🙂

Morgen zieht hier noch ein Möbel ein, das mich etwas unabhängiger von dem wenig verlockenden Herd in der Gemeinschaftsküche machtDa kann ich mir zumindest mal eine Pizza machen, etwas aufwärmen und muß nicht immer den langen Gang in diese ungemütliche und uralte Küche laufen. Ich bin zwar nicht wirklich der TK Pizza Fan, aber ich habe hier einen ganz leckeren Flammkuchen entdeckt und auch für einen kleinen Sonntagskuchen reicht das Teil aus. Dann fehlt nur wieder der Mixer. Ich bin froh, wenn ich hier im Zimmer bleiben kann und mich nicht im Rest des Hauses aufhalten muß. Heute bin ich noch mal rauf zu dem Garten, aber das war mir heute deutlich zu esoterisch und die Shiatsu-Massage, auf die ich mich gefreut hatte, wurde nicht angeboten. Das ist ein kleiner netter Film über diesen Garten.
Morgen geht eine volle Arbeitswoche wieder los, dann ist eh keine Zeit mehr für trübe Gedanken.

Ich bin weit davon entfernt, mich in meiner Bleibe  wohlzufühlen, aber sie wird immerhin wohnlicher. Heute habe ich noch eine Kommode aufgetrieben, in der nicht nur meine Strumpfhosen und Tücher Platz finden, sondern die auch als Stellfläche für Kaffee- und Espressomaschine bietet, ebenso wie für den Toaster, den Wasserkocher und den schlicht unentbehrlichen elektrischen Milchaufschäumer 🙂 Da die Anordnung der Steckdosen hier äußert eigenwillig ist, standen diese Geräte bisher auf der Fensterbank, was nicht wirklich schön war. Ich habe vier Steckdosen direkt über dem Bett, aber keine einzige neben dem Waschbecken, wo ja dieses wunderbare Schränckchen steht, dessen Aufkleber mir verraten, das da mal Urinbehälter und Trachealkanülen gelagert wurden.

Und heute konnte ich so auch endlich die letzte Reisetasche auspacken, so daß sie nicht mehr auf dem Fußboden im Weg rumliegt.

Nächste Woche werde ich sicherlich noch die Anschaffung einer größeren Grünpflanze tätigen und vielleicht mal beim Möbelschweden nach einem Stück Teppich gucken. Ein paar mehr Bilder könnten auch noch an die Wände. Ich muß hier ja schließlich noch 9 1/2 Monate leben und wenn es schon richtig ungemütlich wird, wenn ich die Zimmertür aufmache, möchte ich es wenigtens im Zimmer ein bißchen nett haben. Die Küche nutze ich nach wie vor nicht gerne und regelmäßige warme Mahlzeiten sind bisher eher eine Seltenheit. Aber ein paar Pfunde verlieren, kann nicht schaden und ab Januar sorgt sich mein Arbeitgeber um regelmäßge Mahlzeiten in bio-fairer Qualität.

Für das Wochenende hab ich mir mal Tübingen vorgenommen und Sonntag werde ich wieder in diesen wunderbaren Garten und vielleicht eine Shiatsu-Massage bekommen. Sehr fein das.

 

 

Ihr wisst nicht, was das ist? Okay, bis vor ca. 4 Stunden wußte ich das auch nicht. Bis ich auf dem Stuhl eines sehr netten Zahnarztes saß, der mir eröffnete, was ich eh schon wußte. Der Zahn, der seit Wochen muckt, muß raus. Damit hatte ich gerechnet, auch wenn es bitter ist, weil das nun schon der zweite Backenzahn oben links ist und ich da nun kaum noch Kaufläche habe.

Er hat mich dann vor die Wahl gestellt: Hiesige Methode oder indische Irgendwasmethode, er würde mir allerdings zu der burmesischen Wackelmethode raten 🙂 Der Mann hat viel für Zahnärzte ohne Grenzen gearbeitet und die Welt bereist. Das alles hat mich vor allem ein bißchen abgelenkt, denn Betäubungsspritzen direkt in den Gaumen sind mega fiese und auch die burmesische Methode war nicht angenehm, weil sich der Zahn als erstaunlich fest sitzend erwies. So ist dann auch die Wurzel abgebrochen, das Ganze mußte aufgeschnitten werden und bis alles raus war, hat es gedauert. Genäht werden mußte dann auch noch und das Fitzelchen Gold, das in dem Zahn war, hab ich dann auch gleich dagelassen, damit er es zusammen mit anderen Füllungen zu einem guten Ertrag für Zahnärzte ohne Grenzen spenden kann. Ich wußte gar nicht, das es die gibt. Ich bin bisher nur Dauerauftragsspenderin bei Ärzte ohne Grenzen.

Geschimpft hat er über den Faden, made in Hamburg, von dem er immer soviel wegschmeißen muß und das würde ihm als Schwabe das Herz zerreißen 🙂

Morgen in einer Woche muß ich noch mal hin, dann werden die Fäden gezogen und auch gleich noch mal eine gründliche Diagnostik gemacht. Für die Lücke hat er mir schon zu einer Teilprothese geraten, weil alles andere keinen Sinn macht. Und das wiederum machte für mich Sinn, jedenfalls mit der mitgelieferten Begründung.

Aber gut, das sehen wir dann vielleicht nächste Woche. Ob das für mich eine finanzierbare Lösung ist, ebenfalls. Für heute bin ich jedenfalls fertig mit Jack und Büx…. jetzt pocht der Wundschmerz und ich glaube, ich geh gleich einfach ins Bett.

Ich hoffe, zum Wochenende hab ich Ruhe, denn da wollte ich endlich mal ein bißchen durch die Stadt bummeln, mit einer Kollegin zum Flohmarkt (die mich gleich vorgewarnt hat, das ich nicht so schöne Flohmärkte wie in Hamburg erwarten dürfe…. schade) und mir einfach mal die Stadt angucken. Na mal sehen, wie es mir morgen früh geht. Jetzt würde ich gerne an den heimischen Kühlschrank gehen und mir ein Cool pack da rausholen… sowas hab ich hier natürlich nicht.